| Haftungsausschluss | Story | Diskografie | Projekte | News | Links | Gästebuch | Impressum | ? | wtwo |

Du bist hier: >Projekte >Camouflage >Presse >Redaktion HH - NEW LIFE SOUNDMAGAZINE

| CAMOUFLAGE | Biografie | Presse | Die Erben |

Die drei Schulfreunde Heiko, Oliver und Marcus, alle 21-22 Jahre alt, interessierten sich schon seit langem für Musik. Seit den Anfängen von DEPECHE MODE oder OMD bemerkten sie ihre gemeinsame Vorliebe für synthetische Klänge.
Als dann Oliver mit einem Schlagzeugcomputer ankam, beschlossen sie, gemeinsam Musik zu machen. Ihre Schulferien opferten sie dafür, um Geld für die Instrumente zu verdienen.
Mit Heiko als Songschreiber und Marcus als Texter hatten sie schnell genügend Stücke, um live aufzutreten. So spielten sie ab und zu in Discos oder auf Parties in der näheren Umgebung Stuttgarts.
1984 nannten sie sich um in CAMOUFLAGE, das aus dem französischen kommt und soviel bedeutet wie Tarnung oder Maskierung.
Wie jede Band schickten auch sie unzählige Demo-Cassetten an sämtliche Plattenfirmen. Nachdem sie per Zufall durch den Hessischen Rundfunk bei einem Wettbewerb mitwirken konnten (den sie überzeugend gewannen), gelangten sie an die Frankfurter Plattenfirma WESTSIDE (MOSKWA TV, TWO OF CHINA, COULEUR TROIS...), die den Dreien aus Bietigheim bei Stuttgart den ersehnten Vertrag anboten.
Die erste Version von "The Great Commandment" entstand dort im Herbst '86, deren verbesserte Fassung ist jetzt bei der Hamburger METRONOME erschienen.
Ihren ersten Fernsehauftritt hatten CAMOUFLAGE schließlich bei der Hamburger Live-Sendung "Spruchreif" im August '87. Auftritte in Formel Eins und Spielbude folgten sofort.
Bis jetzt ist die Musik für Oliver und Markus noch zweitrangig. Oliver geht auf eine Graphik-Design-Schule und Marcus besucht noch das Gymnasium. Heiko hat seine Lehre als Druckformenhersteller bereits abgeschlossen.
Hoffen wir, dass es weiterhin so steil wie bisher bergauf geht mit den Jungs von CAMOUFLAGE...

Nicole Andresen, Hamburg

Die erste Single der Gruppe CAMOUFLAGE und gleich ein Riesenhit! Jeder wird "The Great Commandment" sicher schon einmal gehört haben. Ein Song, der sofort ins Ohr geht.
Nicht umsonst konnten sie ihren Einstieg in die deutschen Charts groß feiern: sie kamen von 0 auf 27 und niemand scheint sie am weiteren Steigen aufhalten zu können.
"The Great Commandment" ist ein Song voller Melodik, die durch die brilliante Stimme des Sängers Marcus zusätzlich unterstrichen wird.
Sie haben oft Vergleiche mit DEPECHE MODE zu hören bekommen; einige Stimmen bezeichnen die Musik von CAMOUFLAGE als die Ebene, die selbst DEPECHE MODE noch nicht erreicht haben - ein großes Kompliment!
Natürlich haben sie auch in ihren Texten etwas zu sagen. In diesem Stück geht es um die Probleme Jugendlicher, die versuchen, sich gegen die Macht der Erwachsenen zu wehren.
Im Januar erscheint ihre 2. Single, die entweder den Titel "Neighbours" oder "Methods Of Silence" trägt und bestimmt auch ähnliche Qualitäten besitzen wird.

CAMOUFLAGE ist sicher Deutschlands interessanteste Nachwuchsgruppe!

Am 13. und 14. Oktober fand in Hamburg die Aufzeichnung zur Fernsehsendung "Die Spielbude" statt. Dort traten neben ERASURE auch CAMOUFLAGE auf, die neue deutsche Band, die mit ihrem eingängigen Synthiepop voll im Trend liegt. CAMOUFLAGE das sind: Oliver Kreyssig (elektronische Drums), Heiko Maile (Keyboards, Kompositionen), Marcus Meyn (Gesang, Synthesizer, Texte).

Christiane Höhl und Nicole Andresen haben die Jungs dort getroffen und mit ihnen exclusiv für NEW LIFE gesprochen:


NEW LIFE: Wie ist Eure Gruppe entstanden?

OLIVER KREYSSIG: Also Heiko und ich kennen uns schon seit der 2. Klasse und den Marcus haben wir mit 12 in einem CVJM-Zeltlager kennengelernt. Später waren Marcus und ich mal zusammen skifahren und da hatte ich so eine Zeichnung von meinem neuen Schlagzeugcomputer mit...

MARCUS MEYN: ...und die hat er die ganze Zeit angestarrt und hat den im Traum immer programmiert

OLIVER KREYSSIG: Ich hatte da so einen Englischübersetzer mit. Damit habe ich alles, was auf dem Rhythmuscomputer draufstand, übersetzt und habe überlegt, wie man das programmiert und wie das alles funktioniert. Angefangen hat es dann mit der Gruppe vor 4 Jahren, wo wir alle ca. 17 Jahre alt waren. Zu der Art Musik sind wir in einer Disco in Bietigheim gekommen, da lief '81/'82 eben die Musik von GARY NUMAN, DEPECHE MODE, später auch YAZOO, ULTRAVOX, all die Sachen, die uns eigentlich sehr geprägt haben. Und wir finden heute noch die Musik am besten, die elektronische Musik von damals.

NEW LIFE: Wie seid ihr auf den Namen CAMOUFLAGE gekommen?

MARCUS MEYN: Früher hießen wir LICENT TECHNOLOGY, das war aber irgendwie schwer auszusprechen, man konnte es sich nicht merken. Und da gibt's ein Lied von YMO, das CAMOUFLAGE heißt. Heiko kam eines Tages damit an, das war 1983 bei unserem ersten großen Konzert, und meinte, daß er mit den anderen schon gesprochen hätte und das alle dafür wären, die Gruppe umzubennen.

NEW LIFE: Welche anderen? Hattet Ihr denn noch andere Bandmitglieder?

OLIVER KREYSSIG: Ja, wir waren zu viert!

MARCUS MEYN: Heiko hat also mit dem Olli und dem Martin, der früher noch dabei war, darüber geredet und sie waren ganz begeistert davon. Ich konnte mich erst überhaupt nicht begeistern, aber dann haben wir uns vor diesem Konzert eben doch entschlossen, uns umzubennen.

OLIVER KREYSSIG: Ich war auch skeptisch wegen CAMOUFLAGE, denn zur der Zeit kam die LP von ROD STEWART mit dem gleichen Titel raus.

MARCUS MEYN: Die kam 1 oder 2 Tage vor unserem Konzert raus. Nach langem Hin und Her haben wir uns dann gedacht "ach egal, den Namen nehmen wir trotzdem".

NEW LIFE: Unter Eurem ersten Namen seid ihr also schon mal aufgetreten?

OLIVER KREYSSIG: Ja, ein einziges Mal, das war unser allererster Auftritt: und zwar auf dem 18. Geburtstag von unserem 4. Mann Martin, im Januar 1983.

Wie seid ihr später an einen Plattenvertrag herangekommen und wie zu dem Musikverlag "BLUE BOX"?

OLIVER KREYSSIG: Nachdem Martin ausgestiegen ist, haben wir angefangen, Demos zu machen und sie über den Kopierdienst vervielfältigen zu lassen. Wir haben sie teilweise unter der Hand verkauft, aber auch an Plattenfirmen und Rundfunksender verschickt. Da kamen unheimlich viele Absagen von den großen Plattenfirmen. Irgendwann rief ein Typ bei mir an (ich hab' gedacht, der will mich verarschen), er hätte im Hessischen Rundfunk ein Lied von uns gehört; er wollte doch gerne mehr Material haben, weil er eine Plattenfirma kennt, die an uns interessiert wäre. Das haben wir dann auch gemacht.

MARCUS MEYN: Darauf hat er uns wieder angerufen und meinte, die Leute von der Plattenfirma würden sich ganz gerne mal mit uns treffen. Wir sind dann nach Rodgau zu dem Label WESTSIDE gefahren, wo die ihren Sitz haben, haben unseren Tag dort verbracht und spielten ihnen noch ein paar Sachen vor. Wir hatten damals extra die 1. Version von "The Great Commandment" aufgenommen und haben es dort immer wieder vorgespielt. Das war eher so ein gegenseitiges Abtasten. Wie sich später herausstellte, wollten die von Anfang an einen Vertrag mit uns machen. Wir waren natürlich auch ganz geil drauf, aber wir hatten keine Lust, uns auf Teufel-komm-raus zu verkaufen, sonder wir waren echt ruhig, abgeklärt, bis sie die Katze aus dem Sack gelassen haben. Sie haben uns einen Vertrag gezeigt udn sagten: "Jungs, nehmt den Vertrag mal mit, lasst ihn Euch vom Rechtsanwalt durchschauen und wenn ihr Lust habt, unterschreibt!"
Das war 1986 - Dann hat es also geklappt, wir haben es unterzeichnet und die Termine für die erste Aufnahme wurden abgemacht. Als wir im Studio waren, kam einer von der Plattenfirma an und meinte, er hätte jemanden kennengelernt, eine gewisse Karin Wirthmann, eine Promoterin, die einen kleinen Verlag hat und uns gerne einmal kennenlernen würde. Karina ist auf uns dadurch gekommen, dass WESTSIDE eine andere Band hatte, "MOSKWA TV", die ihr übrigens auch schon in NEW LIFE hattet. Karins Nichten sind Riesen-Fans von MOSKWA TV und haben ihr deshalb mal etwas davon vorgespielt. Das fand sie gar nicht schlecht und hat daraufhin WESTSIDE angeschrieben, um mit ihnen einen Termin abzumachen. Das war genau der Tag, an dem wir dort im Studio waren. Karin wurde dann dort aber gesagt, dass MOSKWA TV schon vergeben seien, aber dass sie da eine ganz neue Band hätten und sie sich die doch mal anhören sollte. Sie kam ins Studio, hat sich die Produktion angehört, und es gefiel ihr sehr gut. Dann haben wir uns kennengelernt und haben usn öfter mit ihr getroffen. Sie bot uns einen Verlagsvertrag an, den wir sofort danach unterschrieben haben.

NEW LIFE: Sie ist also eine Art Managerin für Euch?

MARCUS MEYN: Sie macht Promotion für uns; ihre Aufgabe ist es, das Lied populär zu machen. Sie tingelt also durch ganz Deutschland mit der Platte, zu jeder Radiostation und teilweise auch zu Fernsehstationen und versucht, sie an den Mann zu bringen.

OLIVER KREYSSIG: Das hat sie ja auch gut gemacht!

NEW LIFE: Ja, das sieht man ja! Warum habt Ihr Euch entschlossen, gerade "The Great Commandment" als Single zu nehmen? Oder hat die Plattenfirma Euch irgendetwas vordiktiert?

MARCUS MEYN: Wir haben keinen Zweifel aufkommen lassen, dass wir das Lied nehmen wollten.

HEIKO MAILE: Wir haben genau gewußt, dass "The Great Commandment" von der ganzen Palette von Liedern, die wir haben, das kommerziellste ist. Und wenn wir Erfolg haben, dann mit dem Lied!

MARCUS MEYN: Deswegen haben wir das auch genommen. Karin hat mit der fertigen Produktion die Plattenfirmen abgeklappert. Als erstes hat INTERCORD darauf reagiert. Karin meinte aber, dass sie das nicht machen möchte, wegen DEPECHE MODE. Sie schätzt, dass INTERCORD es dann wahrscheinlich folgendermaßen gemacht hätte: die hätten uns eingekauft und dann blockiert, uns also in eine Schublade gelegt. Und wir hätten keine Platte veröffentlichen können! Als zweites reagierte die METRONOME und auch die EMI. Karin wollte unbedingt mit METRONOME arbeiten, weil die sehr gut seien. Es wurde ein Treffen vereinbart; wir sind nach Hamburg gefahren, 8 Stunden lang mit dem Zug, waren um viertel nach eins dort, sind zu METRONOME und um zwanzig nach fünf schon wieder heimgefahren.

OLIVER KREYSSIG: Das war alles '86, also genau vor einem Jahr.

MARCUS MEYN: Wir waren da bei Oliver Helwig, der A&R-Manager ist, im Büro und haben dort vorgesungen. Der Chef Klaus Ebert war auch da; er hat uns total bemustert von oben bis unten, hat gefragt, wer der Sänger sei und hat mich dann die ganze Zeit angeguckt. In einer ihrer internen Firmensitzungen wurde das Produkt vorgestellt und einstimmig angenommen!

NEW LIFE: Warum singt ihr eigentlich englisch?

HEIKO MAILE: Weil wir ein bißchen englisch gelernt haben.

MARCUS MEYN: Es ist einfacher für mich, englische Texte zu schreiben, als deutsche. Mir gefällt das Englische auch viel besser zu singen.

HEIKO MAILE: Englisch hat eine schönere Melodik, finden wir. Deutsch klingt zu monoton. Zu Anfang hatten wir auch deutsche Texte, die waren jedoch sehr schwer einzubauen bei uns.

NEW LIFE: Habt Ihr das Design des Plattencovers selbst entworfen?

OLIVER KREYSSIG: Ja, eigentlich sollte nach der Vorstellung von METRONOME das Foto, was nun auf der Rückseite abgedruckt ist, vorne auf das Cover. Das gefiel uns aber nicht so gut. Deshalb haben Heiko und ich uns kurzerhand entschlossen, selbst etwas zu entwerfen. Wir haben uns einen Sonntag getroffen und haben den ganzen Tag daran gearbeitet. Das fertige Produkt haben wir METRONOME auf einer großen Pappe vorgeführt. Sie waren sofort damit einverstanden.

NEW LIFE: War habt Ihr in der nächsten Zeit für Pläne?

MARCUS MEYN: Wir haben ei uns daheim die Songs für die LP schon vorbereitet. Ende Oktober gehen wir damit nach Frankfurt ins Studio und fangen an, aufzunehmen.

HEIKO MAILE: Speziell erstmal für die neue Single, aber auch für die LP.

OLIVER KREYSSIG: Titel der neuen Single?

MARCUS MEYN: Das ist noch nicht sicher. Wir haben zwar einen Favouriten (METHODS OF SILENCE), den wir gerne nehmen würden, aber da hat unsere Plattenfirma halt auch noch ein Wörtchen mitzureden.

NEW LIFE: Worum geht es in Eueren Liedern? Habt Ihr irgendeine Aussage in Euren Texten?

MARCUS MEYN: Bei "The Great Commandment" geht es um Erziehung. Ganz speziell darum, dass es irgendwann mal im Leben eines jungen Menschen den Moment gibt, wo er sich sagt: es interessiert mich nicht, was die Alten mir sagen, was meine Lehrer mir erzählen. ich möchte meine eigenen Erfahrungen machen, ich möchte praktisch ausbrechen daraus und von mir aus auch mal selber auf die Schnauze fliegen, aber auch selber wissen lernen, wo's lang geht.

NEW LIFE: Setzt ihr dabei auch eigene Erfahrungen mit ein oder schreibt ihr über allgemeine Dinge und Probleme?

MARCUS MEYN: Also, "The Great Commandment" ist mir einfach mal in den Kopf gekommen und da hab' ich darüber geschrieben. Bei den meisten Liedern ist es so: Ich habe eine Idee oder ich frage den Heiko ganz speziell, wenn er mir eine Melodie vorspielt, die er gemacht hat, was er sich darunter vorstellt. Dazu versuche ich dann, einen Text zu schreiben.

NEW LIFE: Er macht also immer erst die Musik und dann schreibst Du dazu die Texte.

MARCUS MEYN: Ja, es ist nicht immer so, aber meistens.

NEW LIFE: Nun mal zu Euch privat. Was hört Ihr so für Musik?

MARCUS MEYN: Ich mag alles, außer Hardrock. Damit kannst Du mich echt jagen. Ich mag gerne Gitarrenmusik, aber Hardrock ist überhaupt nicht mein Fall.

NEW LIFE: Also mögt Ihr die Art Musik, die Ihr früher '81/'82 auch schon gehört habt?

OLIVER KREYSSIG: Hauptsächlich!

NEW LIFE: Was haltet Ihr von DEPECHE MODE?

OLIVER KREYSSIG: Naja, wir verfolgen sie schon unheimlich lang. Wir waren damals schon bei der ersten Tour auf einem Konzert. Und DEPECHE MODE haben uns ganz klar beeinflußt.

MARCUS MEYN: Also ich steh' total drauf!

NEW LIFE: Mögt ihr auch die Songs, mit denen sie immer kommerzieller wurden, wie z.B. "People Are People"?

MARCUS MEYN: Ja, das war was anderes. Was ich an ihnen sehr bewundere: sie waren bisher immer unheimlich richtungsweisend, weil das, was sie gemacht haben, total neu war. Da war auf einmal 'ne neue Band, die unheimlich melodiöse Synthiemusik gemacht hat...

HEIKO MEILE: ...rhythmisch...

MARCUS MEYN: Rhythmisch, ja: also die 1. LP war echt geil! Die 2. war dann noch ausgereifter.

HEIKO MEILE: Ich möchte wirklich sagen, dass mir die 2. LP am besten gefällt. Manchmal denk' ich sogar, dass sie danach hätten aufhören sollen; denn die LP hat genau das, was ich bei DEPECHE MODE liebe. Die neue LP hat teilweise auch so einen Einschlag, also ein paar Lieder sind schon wieder in jener Stimmung. Aber mit so etwas wie "People Are People" kann ich mich einfach nicht anfreunden.

NEW LIFE: Und wie findet Ihr die CONSTRUCTION TIME AGAIN? Die war doch auch sehr neuartig.

OLIVER KREYSSIG: Ja klar, das war diese LP mit den Sample-Sounds.

MARCUS MEYN: Seit der Zeit machen sie eigentlich ziemlich knüppelharte Sachen, gerade von den Sounds her. Vorher war es ja eher weich.

NEW LIFE: Zurück zu Euch, was macht Ihr zur Zeit beruflich?

MARCUS MEYN: Ich bin Gymnasiast, 13. Klasse und mach' im Januar mein Abi fertig. Olli ist auf einer Schule für angewandte Graphik, macht das eine Ausbildung als Graphikdesignassistent. Heiko hat eine fertige Lehre als Druckformenhersteller und widmet sich zur Zeit voll der Musik.

NEW LIFE: Aber leben könnt ihr von der Musik alleine aber noch nicht?

HEIKO MAILE: Ne, leider noch nicht.

NEW LIFE: Habt ihr vor, Euch später auf die Musik zu konzentrieren?

OLIVER KREYSSIG: Wenn's geht, schon!

NEW LIFE: Macht Ihr jetzt nebenbei immer noch 'nen Job?

OLIVER KREYSSIG: Ja, finanziert wurden unsere Geräte auch durch Sommerarbeit.

MARCUS MEYN: Uns wurde schon oft vorgeworfen, wir seien reiche Pinkel: aber für die ganzen Geräte, die wir besitzen, sind wir 6 Wochen in den Sommerferien arbeiten gegangen. Jede Ferien, immer wieder schaffen gegangen, nur damit wir uns das leisten konnten.

NEW LIFE: Habt Ihr für die nächste Zeit eine Tour geplant?

OLIVER KREYSSIG: Nächstes Jahr, nach der LP.

NEW LIFE: Wie steht Ihr zum englischen Musikmarkt - oder gar zu den USA?

OLIVER KREYSSIG: Wir müssen erst mal sehen, dass wir uns hier etablieren. Wir wären schon froh, wenn wir so weit kommen würden, aber das ist jetzt noch kein Thema für uns. Gestern haben wir gerade einen Vertrag mit Skandinavien abgeschlossen, dann kommt demnächst Belgien, Frankreich, Italien. Wenn England dabei ist, ist es auch super; wenn es Japan ist, ist es noch besser!

NEW LIFE: Was macht Ihr eigentlich sonst für Musik, eher im Stil Eurer Single oder anders?

HEIKO MAILE: "The Great Commandment" ist eher eine Ausnahme bei uns.

NEW LIFE: Sind die anderen Stücke denn eher unkommerziell?

HEIKO MAILE: Zum Teil, aber auch kommerziell, auf jeden Fall ruhiger.

MARCUS MEYN: Weißt Du, viele Leute messen Kommerzialität an der Eigenschaft eines Liedes, ob's ein Ohrwurm ist oder nicht. Und wir haben sehr, sehr viele Ohrwürmer, aber trotzdem ist es eigentlich nicht kommerziell...

NEW LIFE: Wollt Ihr mit Eurer Musik eine bestimmte Zielgruppe ansprechen?

OLIVER KREYSSIG: Das ist Quatsch! Wir machen Musik für die Leute, die sich damit identifizieren können.

HEIKO MAILE: Und wenn sich eben nur 10-12jährige dafür interessieren, können wir dagegen nichts machen, und das ist mir eigentlich auch egal. Die Jungen haben eh eine ganz andere Beziehung zur Musik als die Älteren. Okay, die Älteren hören auch Musik; aber als ich so alt war, so zwischen 14 und 17, die Musik, die ich damals gehört habe, hat mich heute immer noch und die hat sehr viel bewirkt in mir. Also müßte es doch erstrebenswert sein, für Leute Musik zu machen, denen man etwas geben kann. Jemand, der 35 Jahre alt ist, der hört sich das Lied an, kann da aber nicht mehr so eine große Beziehung zu aufbauen. Ich finde es also gar nicht schlimm, wenn die Zuhörer noch jung sind.

MARCUS MEYN: Gerade die Musik, die man hört, wenn man jung ist, die prägt einen auch unheimlich, die haftet unheimlich an einem.

NEW LIFE: Aber ich glaube, gerade in dem Alter guckt man noch mehr auf das Aussehen der Gruppe, als auf die Musik.

HEIKO MAILE: Ja, aber ich meine, das ändert sich innerhalb von 2 Jahren ganz schnell. Denn das ist ja die Entwicklungsstufe, wo man sich am meisten verändert. Und gerade in der Zeit, die Leut mit deiner Musik zu unterstützen, sollte doch irgendwie erstrebenswert sein!

NEW LIFE: Würdet Ihr, wenn Ihr die Möglichkeit und den Bekanntheitsgrad dazu hättet, bei Dingen wie der BAND AID oder FERRY AID mitmachen?

MARCUS MEYN: Ja, sofort, auf jeden Fall!

OLIVER KREYSSIG: Wir haben auch schon bei einem Benefiz-Konzert für Aethiopien mitgemacht. Das war bei uns in Bietigheim vor zwei Jahren.

NEW LIFE: Würde es Euch reizen, in eine Großstadt zu ziehen? Zu welcher Großstadt habt Ihr denn die größte Beziehung?

MARCUS MEYN: In Frankfurt möchte ich auf keinen Fall wohnen, weil mir die Stadt nicht gefällt. Die Stadt ist furchtbar! In München möchte ich auch nicht wohnen, weil mir die Leute nicht liegen. Hamburg würde mir liegen, oder Berlin.

HEIKO MAILE: Es ist zwar ganz interessant, in einer Stadt zu wohnen, aber ich will es eigentlich nicht. Ich würde gerne eine Zweitwohnung hier in Hamburg haben wollen, wenn ich so viel Geld verdienen könnte; das wäre echt schön. Aber nicht nur hier wohnen, weil ich es echt gewohnt bin, wenn ich zwei Minuten fahr', ann lauf ich auf dem Feld und habe meine Ruhe.

OLIVER KREYSSIG: Man muß ja nicht unbedingt von Großstadt reden. Es reicht ja ein Außenbezirk von Hamburg. Also wir sind auf jeden Fall keine Stadtmenschen. Vielleicht wäre es aber auch interessant für unsere Entwicklung.

HEIKO MAILE: Ich würde mir am liebsten ein Bauernhaus kaufen, nebenher noch Schweine züchten.

NEW LIFE: Okay, noch vielen Dank für das Interview und noch viel Erfolg für die Zukunft!

(Christiane Höhl/Nicole Andresen, Hamburger Redaktion, NEW LIFE SOUNDMAZINE Heft 30, Dezember 1987, Seite 30-34)







| zurück | | nach oben |