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Sowas soll Erfolg haben? Keiner von den Pressefritzen und Radio-DJs hatte so Recht daran geglaubt, als im vergangenen November eine rote Maxi der völlig unbekannten Band Okay (nicht wie auf dem Cover O.K.!) auf seinem Tisch landete. Da war ein eher durchschnittliches Techno-Liedchen aus dem Frankfurter Westside-Stall gesangsmäßig nur mit einem griffigen Refrain ausgestattet worden; der Rest besteht aus den verschiedensten, sich dem Discobeat unterordnenden Tonbandeinspielungen: Kermit aus der Muppet-Show, diverse, einen "Guten Abend, meine Damen und Herren" - wünschende Tagesschau-Sprecher, Lautsprecherdurchsagen vom Frankfurter Hauptbahnhof und (natürlich) irgendwas mit "the president of the United States".
Dann aber: Platz zwei der Maxi-Charts, goldene Schallplatte, Formel 1 und ZDF-Hitparade. Dabei hatte dieser Titel mit dem Namen "Okay!" (dieses Mal - oh Verwirrspiel - mit Ausrufezeichen, aber: "das schad' nichts, wenn sich die Leute ein bißchen was fragen") ursprünglich nur als Intro für die Liveauftritte der Frankfurter Rockcombo Couleurs Trois gedient, bis jemand aufgrund der großen Resonanz auf die Idee kam, das Ding ins Vinyl zu pressen. Ab sofort nannten sich die Jünglinge um den 19jährigen Okay!-Macher Marcus Gabler nach ihrem einzigen Stück und ließen alle anderen musikalischen Projekte sausen.
Zunächst könnte man meinen, Okay passe haargenau in diesen aktuellen Sampling-Trend, mit all den typischen Effekten, dem "wer-klaut-von-wem"-Syndrom und der damit verbundenen Urheberrechts-Zankerei. Aber es gibt nicht nur einen technischen Unterschied (im Takt gestartete Tonbänder anstatt Sampling-Computer), sondern auch einen ideologischen: Vor Veröffentlichung des Titels wurden alle "Urheber", also die beiden Fernsehanstalten, die Deutsche Bundesbahn, und so weiter, etc., brav, bieder und schriftlich befragt, ob man denn nun eigentlich "dürfte". So konnten selbst die Hertie-Kaufhausdetektive nichts unternehmen, als sie Gabler samt Walkman beim Aufnehmen von Lautsprecherdurchsagen in der Umkleidekabine ertappten. Und neu ist die Idee der jungen Hessen allenfalls für den deutschsprachigen Mainstream-Bereich; auf dem internationalen Parkett gab's da beispielsweise einen Paul Hardcastle, und in der hintersten Ecke der "Underground" Schublade findet sich immer eine alte Cassette mit konsequentem Einsatz der "Speaches". Warum also ist Okay ein dermaßen verblüffender Erfolg beschieden? Wahrscheinlich liegt's an der Popularität von Kermit, Dagmar Berghoff oder dem Nahverkehrszug von Frankfurt nach Wiesbaden.

(Frank Grotelüschen, NETWORK PRESS, Heft 6 v. 07.-20. April 1988, Seite 8+9)






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